|Ein Winter ohne Eistag (Dauerfrosttag)| …ist das überhaupt möglich?

Kleines Update zu diesem Beitrag.

Die Abbildung zeigt das fortlaufende Mittel des ersten Eistags im jeweiligen Winterverlauf. Man sieht also den Trend eines immer später eintretenden „ersten Eistags“ im Winter. Das heißt, in den letzten 5 von 9 Wintern wurde der erste Eistag erst im neuen Jahr gemessen. Das durchschnittliche Eintrittsdatum hat sich deutlich verschoben und liegt jetzt eher Ende Dezember/Anfang Januar. 1961-1990 gab es noch einen Mittelwert vom 05. Dezember.

Schauen wir uns die Top5 der spätesten, „ersten Eistage“ im Winterverlauf an.
1|am 23. Februar 2017/2018
2|am 06. Februar 1975/1974
3|am 03. Februar 1898/1899
4|am 27. Januar 2011/2012
5|am 25. Januar 1918/1919


 

Da auch die letzten Tage keinen Dauerfrosttag brachten (am Samstag, den 25. Januar gab es genau 0,0 Grad, statistisch also kein Eistag!) und die Aussichten eher in die warme Richtung gehen, stellt sich die berechtige Frage, ist es überhaupt möglich ohne Eistag durch den Winter zu kommen? Eine perfekte Recherche für die Wetterstatistik.

Antwort: Nein! Bisher gab es seit Aufzeichnungsbeginn noch keinen Winter, an denen nicht mindestens 1 Eistag zustande kam. Das heißt, es muss über den vollen 24std. Messzeitraum Dauerfrost herrschen.

1|Rekordtabelle Eistage, sortiert nach Winter.


Abb. 1 …Rekordtabelle Eistage (Dauerfrosttage), sortiert nach Winter.

Schaut man sich die oben aufgeführte Tabelle an, so erkennt man doch einige Jahre mit Eistagen, auch wenn es mitunter nur wenige sind. So fallen vor allem die letzten 2 Winter auf. 2017/2018 gab es mit 10 Eistagen schon bedeutend weniger als im Durchschnitt (der liegt bei 20,6 Tagen), 2018/2019 setzte dem allerdings noch einen drauf. Im letzten Winter gab es dementsprechend nur 4 Eistage zu vermelden. Der Untersuchungszeitraum liegt bei November bis April, heißt bis zu endgültigen Klärung der Frage ist noch etwas Zeit.

4 Kommentare zu „|Ein Winter ohne Eistag (Dauerfrosttag)| …ist das überhaupt möglich?

  1. Vielen Dank für deine Ausführungen. Es ist & bleibt erschreckend, egal mit welchem Parameter man sich zu diesem Thema befasst. Ich habe mir mal beispielhaft das Datum des ersten Eistages innerhalb eines Winters herausgesucht und die dazugehörige Abbildung erstellt (siehe oben).

  2. Es gab zwar schon immer Mildwinter, aber der deutliche und nachhaltige Trend der jüngsten Jahre zu deutlich späteren und wenigen Eis- und Schneedeckentagen ist unverkennbar. 2011/12 ist so ein Beispiel eines „Anti-Winters“, der sich dann aber in der ersten Februarhälfte doch noch mit arktischer Kälte bemerkbar machte. 2017/18 hatten wir dann hier im Berliner Raum erst in der dritten Februardekade den ersten Eistag, womit ein Rekord in unserer 190-jährigen Messreihe gebrochen wurde (bislang späteste Eistage: 6. Februar im Mildwinter 1974/75, lediglich geschlagen vom Winter 1865/66 mit dem 21. Februar). Im vieljährigen Durchschnitt tritt hier der erste Eistag in der ersten Dezemberhälfte auf!
    Unser letzter Winter, 2018/19, war zwar in den Alpen und Mittelgebirgen super-schneereich, aber hier unten im Flachland auch nicht wesentlich besser als 2017/18…. der erste Eistag kam auch wieder erst mit 7 Wochen Verspätung gegenüber dem durchschnittlichen Eintrittsdatum und in Sachen Schneehöhe sind hier mit Maximalhöhen von nur 1 cm (!) und Neuschneesummen zwischen 3 und 5 cm erneut die ältesten historische Rekorde gepurzelt.

    Zum Vergleich: Im Mittel der Jahre 1961-1990 sind hier 48 cm Neuschnee in einem Winter zu erwarten! Für die Lausitz sieht es genauso aus: Cottbus hatte in den Jahren 1981-2010 eine Neuschneesumme von insgesamt 14,28 Metern (alle 7-Uhr-Neuschneewerte dieser 30 Jahre aufaddiert), das ergibt 47,6 cm pro Jahr.

    Wir sind jetzt also schon im dritten Winter hintereinander, wo es bis Ende Januar (fast) keinen Schnee und überhaupt keinen Dauerfrost gegeben hat. Aber damit nicht genug: Die Kältesumme (Summe aller negativen Tagesmitteltemperaturen) war seit Messbeginn ebenfalls noch niemals so niedrig (Innenstadt immer noch bei 0,0 Kelvin!) und es wird auch hier einen neuen Mild-Rekord geben, sofern Februar und März keinen Wintereinbruch mehr zustandebringen – und es sieht absolut nicht danach aus, die derzeitigen Modelle zeigen für Anfang Februar eher Vorfrühling als Winter …
    Der dritte Mild-Rekord wäre die vermutlich rekordniedrige Anzahl an Frosttagen (für sichere Aussagen gilt es aber noch, den Februar abzuwarten) und der vierte wäre die extrem hohe Tiefsttemperatur, sie liegt hier je nach Stadtbezirk zwischen -2 und -5°C. Teilweise war es schon während der ersten klaren Frostnächte Ende Oktober genauso kalt oder kälter als im gesamten bisherigen Winter! Ein derart hohes Winterminimum hat es seit mindestens 320 Jahren hier noch nie gegeben (alter Rekord sind die -5 bis -8°C vom Winter 1989/90 ; im langjährigen Mittel wären zwischen -13 und -16°C zu erwarten)

    Da für unsere Region die Ostsee der größte bodennahe Wasserkörper und Wärmepuffer ist, stehen die Chancen für Kälte im (Spät-)Winter immer dann am besten, wenn ein kühlerer Sommer im Norden vorausgegangen ist: Das ermöglichte die Kälte im Februar 2012 nach dem zu kalten Juni/Juli 2011 und auch der kalte Februar & März 2018 wären ohne den kühleren und niederschlagsreichen Sommer 2017 wohl kaum möglich gewesen. Das bedeutet: Nach den beiden Extremsommern 2018 & 2019 ist eine Spätwinterüberraschung äußerst unwahrscheinlich. Kaltluft, die von Norden oder Nordosten herantransportiert wird, würde sich bei uns aufgrund der rekordwarmen Ostsee nur in sehr abgeschwächter Form bemerkbar machen

    1. Fazit:
      Der „Überhauptnichtwinter“ 2019/20 ist auf allerbestem Wege, Klimageschichte schreiben: November +2 K zu warm, Dezember +3 K zu warm, der Januar wird mit +4 oder sogar +5 K zu warm abschließen. Die Gefahr ist riesengroß, dass die Antwort auf die Eingangsfrage in Zukunft „Ja“ lauten wird

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